
Seit 8 Jahren veranstaltet die Uni Mannheim ein
Schlossfest, seit 3 Jahren ist der Eintritt kostenlos, und dieses Jahr sind wir erstmals mit von der Partie. Alice wurde wie alle Absolventum-Mitglied eingeladen, sich bereits vorab einzufinden und die Chance zu nutzen, an exklusiven Führungen teilzunehmen (nebst Häppchen, Ansprachen und Umtrunk). Alle Absolventums-Mitglieder bekamen ein blaues Bändchen, das nicht nur Zugang zu den entsprechenden Lounges gewährt sondern vor allem davor bewahrt, an endlosen Schlangen auf Eintritt zu den Veranstaltungen warten. Kurz den Arm hochgereckt, das blaue Bändchen sichtbar gemacht und es heißt: "Allez les bleus".

Eine sehr nette Idee ist es, etwa 30 Studenten in barocke Kostüme zu stecken, um für "Renaissance 2.0" zu werben. Die Uni will aus eigener Anstrengung heraus die marode Aula und den Westflügel sanieren und sammelt auf diese Weise Spendengelder. Die edlen Damen und Herren werden auf der Bühne vorgestellt.

Das Schlossfest selbst beginnt eigentlich erst so gegen halb 8. Die Absolventen können aber vorab den Bunker besichtigen, der bisher kaum zu besichtigen war. Klar, dass hier reges Interesse herrscht. Im 2. Weltkrieg angelegt sollte er 800 Personen Platz bieten. Gehaust haben hier dann 3.000. Nach dem Krieg wurde der Bunker als Wohnung benutzt und in den 50er Jahren als Mensa.

Die Führung war leider keine Führung, sondern eher ein Abzählen, reinlassen, durchlaufen lassen, abzählen, rauslassen. Hier hätte man sich ein wenig mehr Informationen gewünscht.Dass es auch anders geht, zeigt ein
YouTube-Beitrag anlässlich der Langen Nacht der Museen, in der die ganze Situation sehr anschaulich erklärt wird.
Bis das Fest um 19 Uhr mit den offiziellen Ansprachen von Rektor, Oberbürgermeister und AStA-Sprecher beginnt, bleibt noch genug Zeit, die ganzen Lokalitäten kennenzulernen, so dass man weiß, wohin man abends zu laufen hat.
Hier erst merkt man, wie groß das Schloss ist, so dass man auch problemlos 6 Bühnen unterbringen kann, ohne dass man sich akustisch in die Quere kommt.
Die Schlossbühne im Ehrenhof ist die Hauptbühne und leidet darunter, dass der Stargast des Abends, der Kabarettist Andreas Müller, kurzfristig erkrankt ist. Hier präsentiert das Capitol einen Ausschnitt aus dem aktuellen Programm, und auch das Staatstheater zeigt mit einem Improvisations-Ballett eine Preview der am Sonntag beginnenden Spielzeit.
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wir warten aufs Christkind |

Im dahinter liegenden Mittelbau sind zwei Bühnen aufgebaut: der Gartensaal beherbergt "Jazz'n'Arts". Einen Rest vom rein instrumentalen "Tango Transit" bekommen wir noch mit, bevor die "
Sarah Kaiser Band" ihren Auftrtitt hat, die wir eigentlich sehen wollen. Nicht nur die Begleitmusiker (Schlagzeug!) sind Spitze, auch Sarah hat gute Laune, gute Texte (inzwischen singt sie deutsch) und gute Musik (eine Mischung aus Jazz und Soul). Wir sitzen in der Mitte der ersten Reihe und bekommen alles hautnah mit. Und das ist auch gut so, denn das Gebrabbel im Hintergrund des Saals ist doch arg störend.

Ein Stockwerk höher im gleichen Gebäude hat das
Schatzkistl sein Domizil aufgeschlagen: die Mannheimer Paradebühne für Musikkabarett und Kleinkunst. Leider schaffen wir es nicht, uns hier einen Platz zu sichern, da man pünktlich kommen muss und die Türen anschließend geschlossen werden.
Das Problem beim Schlossfest ist, dass parallel mehrere Acts stattfinden, so dass man sich entweder für einen entscheiden muss - oder eben Multitasking betreibt und zwischendurch die Bühne wechselt. So erleben wir wohl nur die Reden komplett und in voller Länge ...
Geswitcht gesehn und gehört haben wir "
Fatma2Soul", die übel abgemischt war und von der man nur ahnen kann, dass da eine richtig Gute auf der Bühne stand. Neben der rauchtigen Stimme zeichnet sie eine große Bandbreite aus zwischen Jazz und Soul, eigenen und fremden Kompositionen - und sie traut sich auch, eine klassische Streicherin auf die Bühne zu holen.
Nach einem Intermezzo hören wir auch auf der Capitol-Bühne die brillante Jeanette (ist sie schwanger oder nur schlecht angezogen?) Friedrich mit Bernd Nauwartat, der wie Bert gegen Cindy stimmlich keine Chance hat. Schöne Balladen mit Klavierbegleitung, ihre gute Stimme. Das war richtig gut!
Draußen im Rektoratshof gab es keine Sitzplätze, aber für manche Sachen muss man auch nicht stehen. Den Anfang macht
Perry O'Parsen, Indie-Folk a la James Blunt, das ebenfalls schlecht abgestimmt war (er tritt wohl auch nur selten mit "Full-Band" auf). Perry erinnert uns sofort an den tollen Straßenmusikfilm "
Once" und klingt so gar nicht nach einem echten Mannemer. Eher nach Railroad-Tramp. Den möchte man noch mal richtig hören.

Den krönenden Abschluss erhoffen wir uns von den "Power People, die als Gospelchor stilecht in der Schlosskirche auftreten. Jetzt wissen wir auch, warum das die einzigen waren, die auf der Schlossfest-Seite keine Hörproben haben - vielleicht hätten wir uns das dann auch erspart. Schon während des ersten Stücks gehen einige Zuschauer, beim zweiten sind es dann schon mehr, und beim dritten gehen auch wir. Von Power keine Spur. Schwache Stimmchen reichen kaum in die dritte Reihe. Whoopie fehlt hier eindeutig!