Sonntag, 1. Juli 2012

Scharffs Restaurant im Heidelberger Schloss (20. Mai 2012)


Ein guter Deal: da ich in der Firma die Zahlungen eintrage, habe ich ausgehandelt, dass Alice mich zum Essen einlädt, wenn sie einen ganzen Monat lang nichts an meinen Einträgen korrigieren muss, also weder die falsche Auszugsnummer noch ein falsches Datum etc. Nach einem Jahr war es dann endlich soweit ... 
 
Die Einladung war dann genauso besonders wie das Ereignis! Das Heidelberger Schloss hat ein neues Restaurant in alten Räumen. Martin Scharff kennen wir noch aus seiner Zeit als Sternekoch der Wartenberger Mühle. Vorweg: er hat nichts verlernt.

Das Essen war wie gewohnt perfekt, geschmacklich wie auch optisch – und technisch! Gegessen haben wir - ganz untypisch - zwei mal das gleiche Menü: die „Kleine Schlossführung“.

Vorspeise: Gebeizter Wildlachs, Schwetzinger Stangenspargel und Eigelb
Dazu eine kleine Vorgeschichte. Eine Bekannte hat erzählt, dass sie die polnische Aushilfe ihrer Mutter erklärt hat, wie man Spargel zubereitet, weil sie selbst keine Zeit hatte. Sie hat dafür einen Musterspargel geschält und der Aushilfe den restlichen Spargel im Kühlschrank gezeigt. Als sie am nächsten Tag zum Essen kam, hat die Polin ebenfalls genau EINEN Spargel zubereitet. Wir haben herzlich gelacht. Und dann kam bei Scharff als Vorspeise auch nur EIN Spargel auf den Tisch …
Das „Eigelb“ war übrigens ein feste gestrichene Masse, die offenbar recht kompliziert zuzubereiten ist (wie uns der gut informierte Kellner erzählte).
Entree: Weiter ging es mit Welsfilet, Stielmus und weißem Speckschaum. Klingt alles gut bürgerlich, aber jedes Element hatte es in sich. So war der Speckschaum ein komplexer Brösel, der zahlreiche Verarbeitungsgänge braucht.
Als Hauptgang gab es Lammrücken „dry aged“ mit Artischocken und Tomaten. Auch diese Tomate war ein Produkt der Molekularküche. Der eigelbgroße rote Klecks Tomate war eine flüssige Soße, die in einer eigenen halbfesten Haut steckte. Leicht angestochen breitet sich ein köstlicher roter Saft aus.
Als Dessert kam „Badische Erdbeeren, Joghurt & Vanille“ auf den Tisch. Auch hier hat die Molekularküche vollen Einsatz gezeigt.


Für 69 EUR haben wir schon deutlich schlechter gegessen!

Das Highlight des Abends war aber nicht das Essen sondern – das Parken … Als Gast darf man nämlich in das Schloss hineinfahren und einem livriertem Herrn den Autoschlüssel in die Hand drücken, der den Wagen parkiert. Schade, dass es schon so spät war. Wir hätten gerne noch mehr Touristen beeindruckt. Beeindruckend war auch, wie der etwas beleibte Livrierte sich in das Auto quälen musste.

Olivenölmenü im "Freinsheimer Hof " (21. April 2012)


Der Freinsheimer Hof ist ja bekanntermaßen unser Lieblingsrestaurant in der Pfalz, obwohl wir im Grunde noch nie „regulär“ hier essen waren. Uns zieht es immer zu den Specials, bei denen an einem Abend ein bestimmtes Motto im Vordergrund steht. Diesmal war es das Olivenölmenü, das sonst immer rasch ausgebucht war. 

Mit den Eltern macht es noch mehr Spaß, so dass wir zu viert unterwegs waren. Es war die erste Ausfahrt mit dem neuen 5er, der vollgestopft ist mit Sicherheitstools: Abstandsregler, Frontscheibeninfo, automatisches Bremsen, Warnen vor Spurwechseln usw. Gut, dass man ab einem gewissen Alter die Zeichen der Zeit erkennt und das Auto für sich reagieren lässt, wenn man selbst zu langsam wird.

Zurück zum Menü: Bei den Specials wird für 80 EUR ein „all inclusive“ angeboten: Neben dem 5-Gang-Menü gibt es korrespondierende Weine, vorher ein Apero und Kaffee zum Schluss. Auch die vielen Liter Wasser, die wir verbrauchen, sind im Preis inbegriffen. Viel Gewinn macht Herr Jacobs so nicht.
Der Abend läutet Oliandi, das Olivenölfest im Zellertal, ein. Die Öle stammen daher auch von ZAIT, dem ortsansässigen Importeur, und die Weine natürlich von WICK. Martina Wick führte auf charmante Weise durch den Abend mit einfühlenden Geschichten rund um ihre Weine. Die Wick-Weine hatte ich immer eher negativ in Erinnerung – warum auch immer. Dieser Abend war der Beweis des Gegenteils: bis auf den Barrique (Pfalz und Rotwein passt halt nicht so recht zusammen) waren die weißen und Rosé-Weine wunderbar. In Erinnerung ist vor allem der „Kaleidoskop“ geblieben, ein Cuvee aus Weiß- und Grauburgunder.
Ihr zur Seite stand Thomas Fuhlrott, der die Öle präsentierte, indem er launig und gekonnt Passagen aus einem sagen wir mal „Reiseführer“ : "Überleben in Italien: ...ohne verheiratet, überfahren oder verhaftet zu werden"
zum Besten gibt.

Schön ist vor allem, dass ein solcher Abend absolut keine Verkaufsveranstaltung ist, obwohl sicher ein Großteil der Gäste Öle oder Weine ordern würde. Hätten wir auch – und der Vorsatz „machen wir dann daheim“ ist immer noch keine Realität.
Das Menü war erstmals nicht „Besonders“, Italienische Küche, die von Boquerones, gebackenen Oliven, Tramezzini über Mozzarellazöpfe, Zitronen- und Spinatravioli bis zu Steinbuttfilet und geschmorter Ochsenbacke reichte, dann mit zwei Tiramisu im Glas ihren Abschluss fand. Es war alles gut.lecker und in Ordnung, aber der Pfiff und das im-Gedächtni-bleiben, den andere Abende hatten, blieb diesmal aus. Auf jedem Tisch standen drei Öle zum Verkosten (mit leckerem Brot): ein zitronig leichtes, ein leicht bitteres und ein „normales“. Diese Öle wurden auch verkocht.

Bei so viel Wein macht es Sinn, in Freinsheim zu übernachten. Da der Freinsheimer Hof selbst nur über vier Zimmer verfügt, haben wir das letzte freie an die Eltern abgetreten, während wir im nahen „Hornung“ unser Haupt gebettet haben. Das würden wir jederzeit wieder machen (für eine Nacht). 
Das Zimmer im Freinsheimer Hof war wohl sehr hübsch, aber das Frühstück war fast schon eine Frechheit. Ersten hat man mit uns vieren trotz Anmeldung nicht gerechnet. Dann wurde das karge Buffet, das für die vier anderen Gäste bestimmt war, wegen uns nicht erweitert. 0,2 l Orangensaft für uns vier, keine Brötchen mehr, wenig Wurst und Käse, absolut nichts besonderes (nicht mal ein gescheites Müsli). Da hätten wir von einem solchen Haus doch deutlich mehr erwartet – zumal bei diesem Preis (15 Euro pro Nase). Egal, und auch nur ein kleiner Wermutstropfen auf einen ansonsten gelungenen Abend.

Sonntag, 22. April 2012

Besuch bei Peter Sackmann in Baiersbronn (20.-22.1.2012)

Diesen Traum hegen wir schon seit Jahren: uns einmal bei Jörg Sackmann in seinem 4-Sterne-Hotel in Baiersbronn verwöhnen zu lassen: zu Alices Geburtstagen hat es nie geklappt, also "schenken" wir unserem Sohn zu seinem Geburtstag eine sturmfreie Bude und räumen für seine 3-Tages-Fete das Feld.

Bei der Reservierung (vier Wochen vorher) hören wir, dass nur noch 1 Zimmer frei ist - und das auch noch im Apartmenthaus "Sonnenhalde", das 200 Meter weg liegt und uns eigentlich gar nicht passt, da man sich für die Sauna jedemal komplett umziehen muss. Da wir die "Verwöhnpension" zum Einheitspreis wählen (mit 5-Gang-Wahl-Menü" ...), ist es schon erstaunlich, dass es das gleiche kostet, egal ob man im Haupthaus wohnt oder im 60er-Jahre-Flair der Sonnenhalde. Bei der Begrüßung erfahren wir, dass in den letzten Wochen eine erhebliche Fluktuation an Ab- und Anmeldungen geherrscht hat. Da wundern wir uns schon, dass wir nicht angerufen wurden, um zu fragen, ob wir nicht doch ins Haupthaus wollen, denn das hatten wir ja deutlich zu verstehen gegeben. Nach dem Wochenende wundern wir uns aber nicht mehr, denn das passt perfkt ins Bild.

Das Haupthaus ist sehr verwinkelt mit An- und Umbauten und wirkt so, als sei seit den 60er Jahren nichts mehr modernisiert worden. Alles ist drückend und dunkel eingerichtet. Ausnahme ist die Wellness-Abteilung im Keller, modern und geschmackvoll, auch wenn sie genauso verwinkelt wie das ganze Haus gebaut ist. Wir gehen trotzdem nur einmal in den Wellnessbereich, denn die Mini-Umkleide ist eine Katastrophe, und sich nachher wieder komplett anzuziehen und bei matschigem Regenwetter zum Nebenhaus zu pilgern, macht nicht richtig Spaß ... Gut dass es Biathlon gibt, so dass wir uns Tee und Trinkschokolade kaufen und uns wegen der Kälte im Zimmer dick eingemummelt vor den Fernseher setzen können (im Apartment gibt es zwar einen Wasserkocher und jede Menge Altgeschirr (bei Haushaltsauflösungen billig erstanden?), aber nicht einmal einen Teebeutel ...).

Bisher wurden wir im Rahmen unserer Pension also nicht sehr verwöhnt. Aber noch haben wir auch nichts gegessen ... Obwohl die Hausgäste natürlich nicht in Sackmanns Sternerestaurant essen, erwarten wir aus einer solchen Küche allerdings schon andere Ergebnisse als das was wir abends auf den Teller bekommen: zu kalt, zu zäh, zu gewöhnlich: Massenabfertigung. Vielleicht sollten die Köche ihrem Chef mal bei der Arbeit zusehen.

Ursprünglich wollten wir zumindest einen Abend bei Sackmann selbst essen, aber nach diesen Vorerlebnissen scheint uns das System Sackmann auf Nepp ausgerichtet zu sein. Möglichst wenig in die Hausgäste investieren, dafür aber kräftig abkassieren (von Freitag abend bis Sonntag früh kostet der Spaß immerhin über 600 EUR, und dafür gibt es nicht mal einen Teebeutel ...). Dafür müssen wir mit Sicherheit nicht in den Schwarzwald fahren. In der Pfalz isst man wahrscheinlich in jedem Lokal besser, und die Atmosphäre ist auch herzlicher. Wenn man das z.B. mit der "Krone" in Herxheim vergleicht, ist das "Hotel Sackmann" tiefste Provinz.
Wir waren hier gleich zweimal: das erste und das letzte Mal. Jörg Sackmann wird das allerdings herzlich egal sein.

Anna Depenbusch in Heidelberg (30. März)

Auch dieser Abend hat wie so viele andere eine Vorgeschichte. Zu Weihnachten hat mir Alice Themengeschenke gemacht: Mir weitgehend unbekannte deutsche Musik plus jeweils ein "Add-on" - bei Gisbert zu Knyphausen drei Knyphausen-Weine (mehr braucht's übrigens nicht), bei Rosenstolz eine Fußmatte, bei Johannes Oerding (der Freund von Ina Müller) ein T-Shirt, von Cristin Class (sehr interessante Musik!) gleich eine zweite CD, von Max Herre ein abgelaufener Gutschein für ein T-Shirt, bei Philip Poisel  den Soundtrack "What a man", bei Alin Coen und Emma 6 habe ich es vergessen, bei Jan Josef Liefers und Oblivion das lesenswerte Buch zur Musik "Soundtrack meiner Kindheit" - und bei der mir bis dato komplett unbekannten Anna Depenbusch eben eine Konzertkarte.

Anna Depenbusch haben wir zu Weihnachten rauf und runter gehört und gesehen, denn es lag eine DVD mit allen Liedern bei - aufgenommen in sagen wir privater Atmosphäre. Es ist ganz selten zu sehen, wie viel Freude jemand an seinem Beruf, Musik machen, hat. Jedes Lied wird mit einer persönlichen und glaubhaften Geschichte gekoppelt. "Die Mathematik der Anna Depenbusch in schwarz-weiß" heißt der sperrige Titel der Platte. Dahinter stecken eigentlich zwei Platten: die "große" mit Orchester, und diese "private", nur sie und das Klavier (schwarz-weiß eben). Traurige Stücke, verschmitzte Balladen und kultige Liebeslieder wechseln sich ab, gemeinsam ist allen der extrem gut zu Takt und Musik passende Text, der ein bisschen an Kreisler erinnert (nur nicht so makaber...).

Das Konzert fand im Kulturfenster in Heidelberg statt - eine Winzbühne von 3x3 Meter und bestuhlt für etwa 60 Leute. Natürlich war alles restlos ausverkauft, und eigentlich hoffnungslos zu klein für die Popularität, die Anna inzwischen erlangt hat.Das Konzert ist wohl eine Art Dankeschön an den Veranstalter, bei dem sie sozusagen ihren Durchbruch geschafft hat.

Sie erzählt auch die Entstehungsgeschichte der Platte. Sie hat sich abgeschottet in einem Schloss und von den Tontechnikern alles so einrichten lassen, dass sie die Aufnahmen selbst per Fernbedienung steuern konnte.

Anna spielt an diesem Abend quasi die komplette Platte, die wir kennen, plus einige alte Stücke. Sie spielt und erzählt mit einer solchen Freude, Herzlichkeit und Überzeugungskraft, als ob sie diese Geschichten zum ersten und nicht zum tausendsten Mal erzählen würde. Ein Mädchen zum Verlieben.


Samstag, 21. April 2012

Glasklar zu Alices Geburtstag (11.2.2012)

Alles begann in Münster. Während Alices Schulung habe ich ausreichend Zeit, mich um Rezepte für den Geburtstagsbrunch zu kümmern. Da wir unsere Kochglas- und Kleinporzellansammlung in letzter Zeit erheblich aufgestockt haben, war schnell klar, dass wir diesmal ein Menü komplett in Gläsern machen wollen.

Beim Stöbern stolpern wir über Tanja Grandits Buch "Alles klar". Die Schweizer Sterneköchin stellt darin ein Potpourrie von einfachen bis aufwändigen Rezepten zusammen, die sich alle gar köstlich anhören ...

Daher haben wir auch kein Problem, uns für gleich 20 Rezepte zu entscheiden. Mit den Vorbereitungen fangen wir am Freitag Abend an. Hauptkochtag ist natürlich der Samstag, so dass wir am Sonntag, wenn um 11 Uhr die Gäste kommen, nur noch die warmen Teile fertig machen müssen.

Eigens für diesen Tag kaufen wir uns einen Spirali, um Kartoffelspiralen in Muffinformen auszubacken. Ein Highlight ist aber sicher die Teegeräucherte Entenbrust. Marc bringt den Wok auf Temperatur und erhitzt Earl Grey, so dass die Entenbrust fein geräuchert wird. Ob sie am Ende tatsächlich nach Tee bzw. Bergamotte schmeckt, weiß keiner so genau, aber dieses Gericht war für viele das Highlight. Und ich als Sülze-Hasser war ganz begeistert vom Tafelspitz in Rote-Bete-Sülze ...

Im Einzelnen haben wir das alles gekocht:

Glamuse Geules
Kaviar auf Kartoffeltartellets
Räucherforelle auf Kohlrabipüree
Gemüse Flan

Warmes Glas
Teegeräucherte Entenbrust mit Sellerie-Granatapfel-Taboulé
Karotten-Ingwersüppchen mit Scampi

Kaltes Glas
Melonen-Verveine-Süppchen auf
Jakobsmuscheltatar und Melonengelee
Tafelspitz-Randen-Sülze mit Wasabischaum
Rindsfiletcarpaccio mit Haselnüssen, Parmesan-Chips
Crevetten-Zitrus-Salat mit Sauerrahmmousse und
Orangen-Chili-Gelee
Jakobsmuschel-Vanille-Ceviche mit Avocado-Kokos-Gelee
Avocado-Holunderblüten-Lassi mit Koriander und Gewürzfalafel
Kirschchutney mit Manchego

Dessertglas
Joghurtsoufflée mit Tahitivanille
Blaubeer-Macadamia-Cheesecake
Ziegenkäsekuchen mit Estragon und Datteltomaten
Geeister Cappucino

Viel Arbeit war's, aber schee war's auch! Unsere Küche war am Ende dann beiseitig komplett belegt ...

Für das nächste Mal würden wir wahrscheinlich tagsüber kochen und abends frisch essen, denn dem einen oder anderen Glas hat man angemerkt, dass der Inhalt schon einen Tag auf dem Buckel hatte. Gut war aber, dass wir noch viele tolle Reste hatten :-)